Autonomes Fahren und seine Auswirkungen auf die Umwelt
In unseren letzten Artikeln haben wir bereits die Auswirkungen des autonomen Fahrens auf die Logistikbranche, LKW-Fahrer, öffentliche Sicherheit und auf gesetzliche Regelungen beleuchtet. Nun werfen wir einen Blick darauf, wie sich autonome Autos und LKWs auf die Umwelt auswirken können – zum Guten wie zum Schlechten.
Wenn man bedenkt, dass alleine die US-Logistikbranche für 27% der Treibhausgase und für 5,75% aller globalen Emissionen verantwortlich ist, begrüßen wir jede Möglichkeit zur CO2-Reduzierung. In einer veröffentlichten Studie kamen Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass autonome Fahrzeuge den Spritverbrauch um 90% senken könnten – oder um 200% steigern. Diese Diskrepanz wird folgendermaßen erklärt: Während autonomes Fahren an sich zur CO2-Reduzierung beiträgt, fürchten Skeptiker, dass der neu gewonnene Mobilitätskomfort zu einer übermäßigen Nutzung des Autoverkehrs verleitet und die Emissionen dadurch in ungeahnte Höhe schnellen.
Das best-case Szenario: CO2-Reduktion durch Effizienz
Für einen großen Teil der emittierten Treibhausgase ist heutzutage der LKW-Verkehr verantwortlich; in den USA beispielsweise für ganze 25% des Gesamtvolumens. Eine Reduktion des Spritverbrauchs bei LKWs würde sich daher für die Umwelt schnell bemerkbar machen und bietet ein enormes Potential für eine Verbesserung des Klimas. Eine einfache Methode für solche Spriteinsparungen ist die strikte Anwendung einer optimalen Geschwindigkeit. Schon die ,,besten“ menschlichen LKW-Fahrer sparen im Vergleich zu den ,,schlechtesten“ etwa 30% Sprit, indem sie einen Tempomat nutzen und nur beschleunigen und bremsen, wenn es unbedingt notwendig ist. Ein autonomes Fahrzeug könnte dies noch effizienter und vor allem automatisch tun. Damit würde jeder einzelne LKW auf unseren Straßen mit maximaler Spriteffizienz fahren.
Darüber hinaus hat bereits Teil 3 unserer Reihe darauf hingewiesen, dass das sogenannte LKW Platooning eine hocheffiziente Möglichkeit zur Reduzierung von Sprit ist. Diese Spriteinsparungen sind durchaus erheblich und betragen für den ersten LKW der Platooning-Reihe etwa 4,5% und für alle folgenden LKWs bis zu 10%. Auf Dauer könnte der Spritverbrauch sogar noch weiter sinken. Denn wenn der Straßenverkehr durch autonome Fahrzeuge (wie zu erwarten ist) deutlich sicherer wird, können unsere wuchtigen LKWs durch aerodynamischere und spriteffizientere Formen ersetzt werden.
Laut einer aktuellen Studie des Barcelona Global Health Institute (ISGlobal) würde sich mit vollautomatischen Fahrzeugen die Zahl der Verkehrsunfälle deutlich reduzieren lassen. Wenn 90 % der Fahrzeuge in den USA autonom fahren würden, könnten jedes Jahr ca. 25.000 Menschenleben gerettet werden, bei einer geschätzten jährlichen wirtschaftlichen Ersparnis von mehr als $ 200 Mrd.
Auch autonome PKWs bieten viel Potential
Obwohl für Kunden von Teleroute besonders LKWs von Interesse sind, fallen 96% aller Fahrzeuge auf den Straßen in die Kategorie der privat genutzten PKWs . Daher lohnt es sich, auch einen Blick auf die Auswirkungen von autonomen PKWs auf den CO2-Ausstoß zu werfen. Private Autos werden auf den Tag gerechnet selten genutzt und stehen 95% der Zeit still. Die Etablierung von gemeinschaftlich genutzten ,,Roboter-Taxis“ könnte eine willkommene Alternative für Menschen sein, die sonst ein eigenes Auto finanzieren und versichern müssten. Autonome Autos können auf zwei Arten zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen: Erstens, indem Haushalte, die bisher zwei Autos hatten, mit einem einzigen autonomen Fahrzeug auskommen, das mehrere Familienmitglieder selbstständig an einen Ort bringt und wieder abholt. Zweitens, indem autonome Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden. Als ,,Roboter-Taxis“ können mehrere Personen an unterschiedlichen Abfahrtsorten aufgenommen und auf der Sprit-sparendsten Route an ihr Ziel gebracht werden. Der Bedarf an rein privat genutzten Autos würde dadurch massiv zurückgehen. Dazu kommt ein zusätzliches Potential für Spriteinsparungen dank einer GPS-gesteuerten Parkplatzsuche. Autonome Fahrzeuge können leere Parklücken direkt ansteuern, sodass nicht bei jeder Fahrt zusätzliche 10-20 Minuten für eine Parkplatzsuche anfallen. Wenn man diese Entwicklungen weiterdenkt, kommt man in ein Szenario, in dem ein Großteil der Fahrzeuge auf der Straße autonom fahren. Dann können sich Autos untereinander vernetzen und den Verkehrsfluss selbst regeln, sodass es keine Straßenampeln oder ein ständiges Beschleunigen und Bremsen gäbe. In all diesen Szenarien ist das autonome Fahren ein Mittel für weniger Autos auf den Straßen, sinkende CO2-Emissionen und weniger Stau.
Das worst-case Szenario: CO2-Steigerung durch Massennutzung
Auch wenn die Verbreitung von autonomen Fahrzeugen den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß vermutlich senkt, besteht das Risiko, dass die Technologie auf Dauer ihr Ziel verfehlt. Dies wäre der Fall, wenn das autonome Fahren aus Bequemlichkeitsgründen unverantwortlich häufig genutzt wird. Die Folge wäre eine massive Erhöhung des CO2-Ausstoßes. Dank des autonomen Fahrens sind lange Wege keine ,,vergeudete“ Zeit mehr. Daher könnten niedrige Mietpreise in den Randbezirken großer Städte dazu führen, dass Menschen wieder längere Arbeitswege in Kauf nehmen. Mit Kindern und älteren Menschen, die bisher wenig Mobilität genießen, werden außerdem völlig neue Nutzergruppen auf den Mobilitätsmarkt gelangen. All diese Faktoren könnten zu einem deutlichen Anstieg der Fahrten pro Kopf führen.
Bei der Gegenüberstellung von Vor- und Nachteile des autonomen Fahrens wird dennoch deutlich, dass die Chancen dieser Technologie enorm sind. Eine gemeinschaftliche und effiziente Nutzung selbstfahrender Autos könnte die CO2-Emissionen drastisch senken und hat das Potential, das menschliche Verständnis von Räumlichkeit und Mobilität völlig neu zu definieren.