Das europäische Transportwesen und die Brexit-Herausforderung

Der Brexit hat eine Reihe von Veränderungen in der europäischen Landschaft mit sich gebracht, wobei das Transportwesen ein zentrales, aber dennoch heikles Thema darstellt. Transportunternehmen beabsichtigen, ihre Aktivitäten mit dem Vereinigten Königreich aufgrund fehlender Informationen zu reduzieren. Am 24. Dezember einigten sich die Europäische Union und das Vereinigte Königreich auf ein Handels- und Kooperationsabkommen, das nach seiner Verabschiedung die Beziehungen zwischen den beiden Parteien nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU regelt.

Wie sich Brexit und Pandemie auf die neuen Regelungen auswirken

Dank des Handels- und Kooperationsabkommen zwischen den beiden Parteien können Transportunternehmen weiterhin tätig sein, solange es sich um Punkt-zu-Punkt-Verkehr handelt. Anders ausgedrückt: Britische Lkw können in EU-Gebiet einfahren und dieses wieder verlassen, auch wenn sie nicht beladen sind, und umgekehrt, ohne dass zusätzliche Gebühren fällig werden.

Außerdem erlaubt ist die Kabotage für Lkw beider Parteien. Dabei sind ab Grenzübertritt maximal zwei Beförderungsvorgänge auf dem Gebiet der jeweils anderen Partei zulässig. Das Recht auf Durchfahrt durch das Gebiet der jeweils anderen Partei in Drittländer oder in andere Teile des eigenen Territoriums ist ebenfalls garantiert. Es gibt eine „Landbrücke“, um eine logistische Anbindung zwischen der Republik Irland und dem Rest der EU über das Vereinigte Königreich zu ermöglichen.

Doch trotz dieses Abkommens ruft die Errichtung der neuen Grenzen Probleme und Zweifel hervor. Auch die aktuelle Pandemie ist nicht hilfreich, denn viele Länder haben zusätzliche Sicherheitskontrollen eingeführt, um die Ausbreitung neuer Varianten zu verhindern. Länder wie Deutschland verlangen etwa negative Covid-19-Tests von den Fahrern, was zu einem Zusammenbruch des Verkehrs führen kann, wie gerade Anfang des Jahres am Ärmelkanal zu beobachten war.

Umfrage der Alpega Gruppe zu den Transport- und Logistiktrends 2021

Die Alpega Gruppe wollte hier nachfassen und hat die oben beschriebene Problematik durch eine Makro-Umfrage unter Transportunternehmen auf europäischer Ebene analysiert, in der wir neben anderen Aspekten im Zusammenhang mit den Logistik- und Transporttrends 2021 auch nach den Brexit-Auswirkungen auf die Branche gefragt haben.

Die Umfrageergebnisse spiegeln eine gewisse Ungewissheit wider. Auf einer Skala von eins bis zehn liegt der Optimismus der Transportunternehmen, was die Zukunft der Handelsbeziehungen zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich angeht, bei fünf. Ein Wert, der vor dem Hintergrund an Relevanz gewinnt, dass 40 % der Befragten der Meinung sind, dass der „Brexit“ ihr Geschäft „stark beeinträchtigt“ hat.

Kaum unerwartet: Etwa 50 % der Transportprofis gehen davon aus, dass ihre Aktivitäten mit dem Vereinigten Königreich in den kommenden Monaten beeinträchtigt und daher abnehmen werden. Einer der Hauptgründe dafür ist laut 40 % der Befragten der Mangel an Informationen und 86 % haben das Gefühl, dass diese neue Realität mit viel Papierkram und Bürokratie verbunden ist. All dies macht den ohnehin schon mühevollen bürokratischen Aufwand, der Transportprofis zweifelsohne Kopfschmerzen bereitet, noch komplizierter.

In einigen Fällen kann es Stunden oder sogar Tage dauern, bis all diese Verfahren abgeschlossen sind. Manchmal sind Fahrer sogar gezwungen, in die Heimat zurückzukehren, ohne ihren Auftrag erfüllt zu haben. Steuern, Ursprungsbescheinigungen, Erklärungen – in vielen Fällen sehen sich Zollagenten und spezialisierte Manager mit einer schier überwältigenden Flut von Anforderungen konfrontiert. Einige Unternehmen haben darin ein attraktives Nischengeschäft erkannt und sich auf diese neuen Verfahren spezialisiert und bieten Verkehrsunternehmen entsprechende Beratung. Im Zuge der schrittweisen Normalisierung wird man sich auf jeden Fall auf diese Situation einstellen können, sodass der Austritt des Vereinigten Königreichs aus dem Gemeinsamen Markt reibungslos ablaufen wird.