5 Zukunftstrends im Transportsektor
2022 konnten wir bisher feststellen, dass der Straßentransportsektor einige Veränderungen durchlaufen hat, die sich schon länger abgezeichnet haben und nun Realität geworden sind. Eine Reihe von Trends, die wir bereits 2021 im Rahmen unserer Makroumfrage unter mehr als 1.000 Fuhrunternehmern aus ganz Europa angekündigt haben, haben auch dieses Jahr noch Bestand.
Die Auswirkungen der Corona-Krise, der „Brexit“, die Digitalisierung oder seit Kurzem der Konflikt in der Ukraine, der die Gaspreise auf ein Allzeithoch steigen ließ, zeichnen ein neues Paradigma für die Zukunft, das uns klare Linien vorgibt. Dies sind allgemein gesagt die Trends im Transportsektor, die wir in den kommenden Monaten berücksichtigen müssen.
Trend 1: Eine effizientere Lieferkette
Wie bereits erwähnt, haben die Folgen der Corona-Pandemie (in China, einer der weltweit führenden Logistiknationen, kommt es immer noch zu teilweisen oder sogar vollständigen Lockdowns), der Konflikt in der Ukraine und andere Faktoren dazu geführt, dass die aktuelle Lieferkette einer beispiellosen Nachfrage nach Gütern ausgesetzt ist. Dazu kommt, dass weniger Routen zugänglich sind, ein Mangel an Arbeitskräften herrscht und die Transportkapazität geringer ist.
Aus diesem Grund suchen Logistikexperten nach Lösungen, die alle Bereiche der Kette einbeziehen, um sie effizienter zu machen. Diese Aspekte reichen von der Produktion bis zum Vertrieb, und dazu gehört natürlich auch der Transport. Ein gutes Beispiel ist Smartchain, ein von der EU finanziertes Projekt, an dem insgesamt 43 Institutionen aus elf europäischen Ländern beteiligt sind, und welches das Ziel verfolgt, die Obst- und Gemüselieferkette in Kontinentaleuropa zu verbessern.
Das Ziel ist es, gemeinsam mit neun Gemeinschaften in Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Italien, den Niederlanden, Serbien, der Schweiz und Spanien innovative Systeme für die Obst- und Gemüsebranche in den Bereichen Produktion, Prozesse, Entwicklung, Marktzugang, Logistik, Lagerung und Vertrieb zu entwickeln. Das Projekt verkürzt die Lieferketten für verderbliche Produkte und fördert so den Konsum lokaler Erzeugnisse.
Trend 2: Den Mangel an Lkw-Fahrern verringern
Ein weiteres wichtiges Thema, mit dem sich der Straßentransportsektor sofort befassen muss, ist der akute Arbeitskräftemangel. Wie kürzlich in diesem Blog zu lesen war, wird die Situation immer beunruhigender.
Tatsächlich hat die International Road Transport Union (IRU) in einem kürzlich veröffentlichten Bericht festgestellt, dass allein im Jahr 2020 die Zahl von Lkw-Fahrern in Europa um drei Viertel – von 24 % auf 7 % zurückgegangen ist. Dieser Rückgang wird zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt verzeichnet, da die Nachfrage gleichzeitig stark gestiegen ist.
Es wird geschätzt, dass der Mangel an Fahrern in Europa bei über 400.000 liegt. Ein hoher Wert, der angesichts des Durchschnittsalters der aktiven Fahrer von über 50 Jahren und der Ausstiegsquote der selbstständigen Fahrer weiter ansteigen könnte. Darüber hinaus schrecken Arbeitsbedingungen wie lange Stunden des Alleinseins und lange Arbeitszeiten viele Menschen ab.
Daher ist es nun das Ziel, einen leichteren Zugang zum Beruf und flexiblere Bedingungen zu schaffen, um den Beruf attraktiver zu gestalten.
Trend 3: Eine günstigere Lieferung auf der letzten Meile
In letzter Zeit hat sich die Lieferung auf der letzten Meile (die letzte Etappe des Transports eines Produkts direkt bis zur Haustür des Kunden) weltweit zu einem etablierten Trend entwickelt. Die Verbraucher verlangen eine schnelle und praktische Lieferung, und der traditionelle Versandprozess von den Herstellern zu Lagern und von Auslieferungslagern zu den Geschäften kommt immer seltener vor.
Dabei spielt der E-Commerce, der 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 44 % zulegte, eine große Rolle. „Black Friday“- oder „Prime Day“-Angebote haben ein Allzeithoch erreicht, und immer mehr Menschen bestellen heutzutage Produkte online, die sie normalerweise in einem Ladengeschäft gekauft haben. Dieser Trend wird sich noch lange fortsetzen. So hat das Beratungsunternehmen P&S Intelligence prognostiziert, dass der Markt für Lieferungen auf der letzten Meile von 2021 bis 2030 jährlich um durchschnittlich 20,3 % wachsen wird.
Für Unternehmen und Logistikunternehmen stellt dies jedoch einen weiteren Kostenaufwand dar. Um diesen zu verringern, bedarf es effizienterer Methoden wie KI-Technologien, autonome Fahrzeuge, Frachtenbörsen wie Teleroute und Crowdsourcing.
Trend 4: Elektrofahrzeuge: Ein greifbares mittelfristiges Wagnis
Und hier kommt die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen ins Spiel. Dies ist zwar nicht neu, wird aber zunehmend greifbarer. Immer mehr Marken geben die Einführung von 100 %igen Elektromodellen bekannt und Unternehmen sind bereit, diese einzusetzen. DHL hat beispielsweise vor kurzem den Kauf von 44 Elektrofahrzeugen von Volvo für seine Lieferdienste in Europa angekündigt.
Doch der große Wandel lässt noch auf sich warten. So lautet zumindest das Fazit einer Analyse von Cambridge Econometrics und der European Transport & Environment Federation (Transport & Environment). Sie gehen davon aus, dass rein batterieelektrische Transporter und Lkw, die für den Einsatz auf elektrifizierten Straßen vorbereitet sind, bis 2025 gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor nicht wettbewerbsfähig sein werden, und die Wettbewerbsfähigkeit von Brennstoffzellenfahrzeugen wird nicht vor 2030 erreicht.
Diese Ziele müssen schneller realisiert werden, wenn die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen (CO2) der Straßengüterflotte und damit die Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden soll. Dazu ist es erforderlich, dass Technologien (Batterien, elektrifizierte Straßensysteme und Brennstoffzellen) und Brennstoffe (grüner Wasserstoff) ohne CO2-Emissionen kostengünstiger werden, und vor allem müssen Vorschriften auf europäischer Ebene und in jedem Land erlassen werden, um auf dem Weg zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs schnell und sicher Fortschritte zu machen.
Trend 5: Nachhaltigkeit, der allumfassende Trend
Und natürlich geht es auch um Nachhaltigkeit. Auf der Suche nach umweltfreundlicheren Transportmitteln werden bereits Maßnahmen ergriffen, wie zum Beispiel die oben genannten Elektro-Lkw, welche die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern, oder das Offshoring der Lieferketten großer Unternehmen, wodurch weniger Kilometer zurückgelegt und somit die Umweltkosten für die Herstellung der Produkte gesenkt werden.
Ein weiterer Aspekt von großer Bedeutung sind innovative Lösungen zur Reduzierung von Lieferketten-Emissionen. Da Investoren und Verbraucher große Hersteller unter Druck setzen, ihre Emissionen zu senken, suchen Lieferketten-Experten ständig nach neuen Wegen zur Effizienzsteigerung. Ein Beispiel sind Technologien, die das Straßenverhalten verfolgen, was nicht nur die Transportemissionen reduziert, sondern gleichzeitig auch Geld für Kraftstoff- und Wartungskosten einspart.
Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Tool, das Teleroute kürzlicheingeführt hat: TelerouteRecommends. Diese Funktion basiert auf künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen (KI&ML) und zielt darauf ab, den Plattformbenutzern Transportangebote zu empfehlen, die ihren täglichen Bedürfnissen entsprechen. Dazu wird ein KI&ML-Algorithmus verwendet, der die historischen Nutzungsdaten der Fahrer analysiert, um Muster zu erkennen und die besten Frachtangebote vorzuschlagen.